Bonner Turnverein 1860 e.V.

Erfolgreich durch hartnäckiges Streben nach dem Bestmöglichen. Eine Würdigung für Manfred Thumser zum Ende seiner Tätigkeit als Cheftrainer Gerätturnen männlich

Eine Ära geht zu Ende: Fast sechs Jahrzehnte hat Manfred Thumser als Übungsleiter und Cheftrainer das Gerätturnen männlich im Bonner TV geleitet, geprägt und auf ein erstaunliches Leistungsniveau geführt. Im Sommer 2025 hat er im Alter von 82 Jahren seine Tätigkeit beendet. Höchste Zeit für die Würdigung einer außergewöhnlichen Trainerpersönlichkeit.

Es gibt kaum noch Vereine, in denen Jungen, Jugendliche und Männer Gerätturnen als Breitensport betreiben können. Der Bonner TV (BTV) gehört zu den wenigen Vereinen, wo das möglich ist. Das Besondere beim BTV: Hier wird wettkampf- und leistungsorientiert trainiert. Dabei wird ein erstaunlich hohes sportliches Niveau erreicht – und das, obwohl nicht so häufig trainiert wird und die Hallen- und Geräteausstattung eher bescheiden ist. Der Bonner TV ist im Rheinischen Turnerbund (RTB) der führende Verein bei den Pflichtübungen („P-Stufen“). Auch mischen die BTV-Turner mit ihren Kurübungen in der Spitze der Oberliga des RTB mit. Und im Jahnmehrkampf, einem Mix-Wettkampf aus Gerätturnen, Leichtathletik sowie Schwimmen und Kunstspringen, gehören BTV-Turner sogar zur nationalen Spitze. Dass dies so ist, hat einen Grund, und der heißt Manfred Thumser.

Übungsleiter, Cheftrainer, Abteilungsleiter
1956 hatte Manfred selbst mit dem Turnen im BTV begonnen. Nur wenige Jahre später übernahm er Verantwortung als „Riegenführer“ – wie es damals hieß. Ab 1967 war Manfred als Übungsleiter tätig. Seit vielen Jahren verantwortete er als Cheftrainer das Trainingsgeschehen bei den Turnern insgesamt. Über Jahrzehnte hinweg haben Jungen und Jugendliche unter seiner Gesamtleitung das Turnen an den sechs olympischen Geräten Boden, Sprung, Barren, Reck, Ringe und Pauschenpferd erlernt, so dass sie P-Stufen-Wettkämpfe erfolgreich bestreiten konnten. Außerdem hat er etliche von ihnen mit dem modifizierten Kürprogramm in den Leistungsklassen (LK) so vertraut gemacht, dass sie in der RTB-Oberliga im Kampf um die Podestplätze es auch mit den Mannschaften aus den Landes-Leistungszentren aufnehmen konnten .

Manfred war aber nicht nur in der Halle aktiv, er hat sich als Abteilungsleiter auch um alle anderen Belange gekümmert wie Wettkämpfe, Kampfrichterwesen, Geräteausstattung, Kommunikation mit Turnern und Eltern, Presseberichterstattung etc.

Aber sein umfassendes und unermüdliches Engagement erklärt noch nicht das besondere Leistungsniveau, auf das er zusammen mit dem Team der Übungsleiter*innen und Helfer*innen die Turner geführt hat. Hier hilft ein Blick auf seine Persönlichkeit und seine Trainings- und Wettkampfphilosophie weiter.

„Besser, aber nicht gut“
Vor etwa zehn Jahren trug Manfred beim Training von Zeit zu Zeit ein T-Shirt mit der Aufschrift „Besser, aber nicht gut“. Wahrscheinlich war ihm dieses T-Shirt von seinen Turnern geschenkt worden. Mit einem gewissen Augenzwinkern spießten sie damit Manfreds bisweilen sehr direkte Art der Rückmeldung ironisch als „old school“ auf und zugleich zollten sie ihm damit höchsten Respekt für sein Feedback. Für die Turner waren Manfreds „Besser-aber-nicht-gut“-Rückmeldungen keine isolierten Missfallensäußerungen, sondern Bestandteil eines umfassenderen Trainingsprozesses. Wenn Manfred sagte: „Besser, aber nicht gut“, haben etliche Generationen von jungen Turnern gehört: „Gib dich nicht zufrieden mit dem, was du erreicht hast. Du kannst mehr. Streng dich an, noch besser zu werden. Strebe nach dem Bestmöglichen! Ich unterstütze dich dabei.“ Ein strenges Feedback verband Manfred mit unmittelbar umsetzbaren Korrekturhilfen. Für jeden einzelnen Turner verfolgte er konsequent die Wettkampfstatistiken und gab individuelle Rückmeldungen und Anerkennung.

So haben die Turner erlebt, dass es Manfred wirklich um sie und ihre persönlichen Fortschritte ging und er ihnen mit seinem immensen Fachwissen und seinem großen didaktischen Geschick tatsächlich helfen konnte, immer besser zu werden – bei der präzisen Ausführung eines einzelnen Elements oder bei einer möglichst sauberen Darbietung einer ganzen Übung im Wettkampf. Sie haben erfahren, dass Manfreds hartnäckiges Beharren auf einer bestmöglichen Ausführung aller Elemente und seine Unterstützung durch individuelle Trainingsansätze wesentlich zu ihrer turnerischen Entwicklung beigetragen haben.

Manfreds Streben nach dem Bestmöglichen erstreckte sich auch auf das Team der Übungsleiter*innen und Helfer*innen. Er erwartete, dass alle beim Training jederzeit voll fokussiert und nah an ihren Turnern waren und ihnen Hinweise und praktische Hilfestellungen für ein „gutes“ Turnen gaben. Er unterstütze sie bei dieser Arbeit gerne mit seinem profunden Wissen und seiner Erfahrung.

Nicht zuletzt hatte Manfred auch an sich selbst den Anspruch, als Trainer das Bestmögliche zu leisten. Über lange Jahre hat er Trainingsansätze aufgebaut und weiterentwickelt und war bis zuletzt auf der Suche nach neuen und besseren Möglichkeiten.

„Wir turnen auf Punkte!“
Das ständige und hartnäckige Streben nach dem bestmöglich sauberen Turnen war für Manfred verbunden mit dem Streben nach bestmöglichen Ergebnissen im Wettkampf. Für ihn war klar: Mit einer sauber und möglichst fehlerfrei geturnten Übung würden seine Turner mehr Punkte und bessere Platzierungen erzielen als mit einer schlechter geturnten höherwertigen Übung mit vielen Punktabzügen. Mit dieser erfolgsorientierten Strategie lag er richtig. Seine Turner konnten dank ihr im Wettkampf häufig die Früchte ihrer Trainingsbemühungen um eine saubere Ausführung der Übungen in Form von guten Platzierungen ernten.

Eigentlich überflüssig zu erwähnen: In seinen Streben nach dem Bestmöglichen war Manfred selbst bei einem Sieg dann nicht ganz zufrieden, wenn zu viele Punkte an den Geräten liegen gelassen wurden. Seine Devise hieß: „Wir turnen auf Punkte!“

Teamgeist
Auch wenn jeder Turner im Wettkampf allein am Gerät steht – für Manfred war Turnen ganz wesentlich ein Mannschaftssport. Teamgeist und gegenseitiges Helfen standen für ihn immer im Fokus. Denn die Kumpels beim Training zu treffen, als Team sich gegenseitig im Wettkampf anzufeuern, das hilft so manchem Turner, Phasen mit geringerer Motivation oder geringeren Fortschritten zu überstehen. Gleiches gilt wohl in ähnlicher Weise auch für Übungsleiter*innen und Helfer*innen. Zum großen Team gehörten in Manfreds Augen auch die Eltern der jungen Turner, die ihre Jungs in die Halle bringen und ihre turnerische Entwicklung mit Interesse und Wohlwollen begleiten.

Eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit einer außergewöhnlichen Leistung
Manfred das Gerätturnen männlich beim BTV auf das eingangs genannte außergewöhnliche Leistungsniveau geführt: mit seiner Begeisterung für das Turnen, seinem unermüdlichen Einsatz, seiner Erfahrung, seinem didaktischen Geschick, seinem Interesse an der Entwicklung jedes einzelnen Turners und insbesondere mit seinem hartnäckigen ständigen Streben nach dem bestmöglichen Erfolg durch ein möglichst fehlerfreies Turnen. Etliche Generationen von Turnern werden sich noch viele Jahre daran erinnern, wem sie ihre besonderen turnerischen Fähigkeiten und Erfolge zu verdanken haben. Und auch der Bonner TV wird sich noch lange daran erinnern, wer das Gerätturnen männlich zu einem Aushängeschild des Vereins gemacht hat: Manfred Thumser.

(Volker Hohengarten – Abt. Gerätturnen/ Fotos: Siggi Eisenmenger)

PS.: Die Nachfolge von Manfred Thumser als neuer Cheftrainer Gerätturnen männlich hat Aleksei Potapov angetreten. In Kürze wird er sich hier auf der Website in einem Interview vorstellen.

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